Die Rolle der Stellvertreter:innen

Wer kann Stellvereter:in sein?

Häufig werden wir gefragt, ob jede:r als Stellvertreter:in an einer Aufstellung teilnehmen kann. 

Die Antwort lautet im Grundsatz: Ja, jede:r kann Stellvertreter:in sein. Für die Aufstellung spielen auch Alter und Geschlecht keine Rolle. Eine 18-jährige kann den Urgrossvater stellvertreten, und ein 60-jähriger das früh verstorbene Kleinkind.

Sollte der/die Systemtherapeut:in spüren, dass der/die Stellvertreterin:in sich nicht in die Situation einlassen kann, wird der/die Therapeut:in eine:n andere:n Stellvertreter:in auswählen. Das kann manchmal vorkommen, da sich eine Person beispielsweise sehr stark mit dem aufzustellenden Thema identifiziert und sich deshalb befangen oder dem Prozess nicht gewachsen fühlt.

Braucht es für die Stellvertretung besondere Fähigkeiten?

Oft fragen sich die Teilnehmer:innen, ob sie der Aufgabe der Stellvertretung gewachsen sind. Das ist eine unbegründete Sorge. Sobald man auf dem Platz der Person steht, die man stellvertritt, fühlt man sehr deutlich die Gefühle dieser Person. Dafür braucht es keine besondere Ausbildung oder Fähigkeiten, sondern lediglich Offenheit und die Bereitschaft, sich auf den Prozess einzulassen. Kopfmenschen dürfen den Verstand abschalten und sich ganz darauf verlassen, dass das, was sich zeigt, zum System der aufstellenen Person gehört und nicht zu ihnen. Manchmal zeigen sich Gefühle und körperliche Symptome, die man so von sich nicht kennt. Es kommt auch vor, dass die Stellvertreter:innen ganz anders sprechen als gewohnt, da die Worte eben nicht von ihnen kommen, sondern durch sie.

Was bringt eine Teilnahme als Stellvertreter:in?

Auch als Stellvertreter:in ohne eigene Aufstellung profitieren die Teilnehmenden auf verschiedene Weise von einer Systemaufstellung:

  • Sie erhalten Einblick in Dynamiken und Ordnungen in einem System (Familie, Organisation etc.) und dadurch ein grösseres Verständnis und immer tiefere Einblicke in die dahinterliegenden Mechanismen. Dadurch werden wir auch immer fähiger, die Zusammenhänge in unserem eigenen Leben zu erkennen, Lösungen für Probleme zu finden und nicht mehr in solche systemischen Fallen zu treten.
  • Wir schulen unsere Sinne und erhalten eine feinere Wahrnehmung und Differenzierung von dem, was als Stellvertreter:in wahrgenommen wird, und der eigenen Meinung. Dadurch erhöht sich die Sensibilität und Empathie auch im „normalen“ Umfeld in Familie, Beruf und Freizeit.
  • Gestärkte Beziehungs- und Konfliktfähigkeit: Wir lassen uns als Stellvertreter:in an einen anderen Platz stellen, schauen durch die Augen eines anderen, fühlen dessen Gefühle etc. Das befähigt uns in einem Konflikt, unsere gewohnte Position zu verlassen und die Sichtweise des Gegenübers einzunehmen. 
  • Allein durch das Beobachten, Teilnehmen und Fühlen als Stellvertreter:in können sich eigene Familiengeschichten lösen. So können wir ganz unerwartet Lösungen sehen und spüren, wo dies vorher nicht möglich war.

 

Wenn du als Stellvertreter:in in einer Aufstellung ausgewählt wirst, darfst du davon ausgehen, dass es kein Zufall ist, dass genau du an diesen Platz gestellt wirst. Der Prozess beinhaltet immer auch eine Lernerfahrung für die Stellvertreter:innen.

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Systemaufstellung & Lebensintegrationsprozess in 3084 Köniz bei Bern und 3232 Ins

Agnes Buchmann und Barbara Moosmann

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